Johann Sebastian Bach (1685–1750)

3 Adventskantaten (1716)
Weimarer Kantaten zum 2., 3. und 4. Advent

Seit seinem Amtsantritt als Hoforganist im Sommer 1708 war Bach natürlich als Mitwirkender an den sonn- und festtäglichen Kantatenaufführungen in der Weimarer Hofkirche beteiligt, doch erst im März 1714 wurde er mit seiner Ernennung zum »Konzertmeister« verpflichtet, »monatlich neüe Stücke« zu komponieren und aufzuführen. Diese Regelung sollte den kranken Kapellmeister Johann Samuel Drese entlasten, und in den folgenden gut zweieinhalb Jahren hat Bach in der Regel alle vier Wochen eine neue Kantate komponiert, mit den Hofmusikern einstudiert und aufgeführt. Am 1. Dezember 1716 starb Drese, und für die drei folgenden Sonntage hat Bach, der eigentlich erst am vierten Advent wieder an der Reihe gewesen wäre, jeweils eine Kantate komponiert.

Die drei erwähnten Adventskantaten weisen viele Gemeinsamkeiten auf, einerseits in ihrer Anlage, andererseits in ihrem weiteren Schicksal. Die Texte stammen aus der Sammlung »Evangelische Sonn- und Fest-Tages-Andachten«, die der Weimarer Dichter Salomon Franck (1659-1725) für das Kirchenjahr 1716/17 herausgegeben hat. Auf jeweils fünf Arientexte, deren ersten Bach stets als Chorsatz vertonte, folgt ein Schlußchoral, Recitative fehlen völlig. Da in Leipzig an den Sonntagen der Fastenzeiten keine Kantaten musiziert wurden, hatte Bach als Thomaskantor keine Verwendungsmöglichkeit für die Kantaten zum 2.-4. Advent mehr. In seinem ersten Leipziger Amtsjahr hat er deshalb die drei Kantaten für andere Sonn- und Festtage umgearbeitet.

An den Texten Francks wurden dabei einige Änderungen angebracht, die Musik aber wohl weitgehend übernommen. Recitative eines unbekannten Verfassers wurden eingefügt, um die Aussage des Textes noch näher an das Sonntagsevangelium anzulehnen. In zwei Fällen wurde der ursprüngliche Schlußchoral ausgetauscht und in alle drei Kantaten eine weitere Choralstrophe eingefügt, um in den nunmehr zur Zweiteiligkeit erweiterten Werken den ersten Teil abzuschließen. Damit konnten die Kantaten ganz nach Leipziger Tradition die Predigt einrahmen.

Die ursprüngliche Gestalt der drei Kantaten ist mit unterschiedlicher Sicherheit wiederherzustellen, für die Praxis aber gut möglich und nützlich.

ISMNAUSGABEPREIS (€)
979-0-50110-431-4Partitur36,00

mvmc

20.09.2022 19:08